Die Anti-Villa von Arno Brandlhuber
Möglicherweise wäre die Antivilla niemals zustande gekommen, wenn Arno Brandlhuber morgens einfach einen Doppio trinken würde, anstatt zwei Stunden schwimmen zu gehen, um wach zu werden. Obschon er städtisches Wohnen für das beste Lebensmodell hält, so hätte er das Projekt nicht realisiert, wenn das Baugrundstück nicht an einem See liegen würde.
Genauer formuliert, am Krampitzsee bei Potsdam; ja, dort wo ansonsten eben Joops und Jauchs millionenschwere Villen zu finden sind, hat der Architekt ein Anwesen geschaffen, das gleichzeitig nachhaltiges Kunstwerk und architektonisches Kunststück zu sein scheint.
Mitten im einstigen Grenzgebiet hat Arno Brandlhuber die grau geschlämmte DDR-Ruine einer Trikotagenfabrik zu einem Statement verwandelt. Gemeinsam mit befreundeten Künstlern sowie den Partnern Thomas Schneider und Markus Ende riss er kurzerhand die Fenster mit einem Vorschlaghammer heraus und performte damit eine grobe, günstige Bautechnik gleichwohl wie das frivole Potential einer unbegrenzten Aussicht auf den See. Die Öffnungen der Giebelseiten gewährleisten zusätzlichen Weitblick auf den Eichenwald, aber auch Reste der Mauer, die laut Thomas Schneider das Lehrstück von Mauerlehrlingen war, die aus Mozambik oder Vietnam in die DDR gekommen waren.