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wohngeschichten

Die Welt in einem Zimmer – aus dem Zimmer in die Welt

Ein Gespräch mit Daniel Walcher.

 

Die Welt in einem Zimmer – aus dem Zimmer in die Welt

Sobald man die Wohnung betritt, fällt einem sofort der alte Holzfußboden auf, die hohen Decken, der Kamin, der als Heizung dient. Daniel Walcher lebt bescheiden, umgibt sich dennoch mit schönen Dingen. Der Mix aus Moderne und Klassik beschreibt nicht nur Daniels Wohnung, sondern auch seinen Lebensstil.

 

Eli: Du bist in der Endphase deines BWL-Studiums, liebst die Fotografie und möchtest im nächsten Jahr nach Wien. Wie passt das für dich zusammen?

Daniel: Ich bewerbe mich für die Kunstakademie im Februar. Und im Sommer gehe ich dafür dann nach Wien. Ich habe damals mit BWL angefangen und mich dann die letzten Jahre eher mit Kunst und Fotografie beschäftigt und das schlussendlich auch meinen Eltern erklärt. Und sie haben gesehen, dass darin meine Leidenschaft und mein Talent liegen. Mittlerweile bin ich schon seit einiger Zeit in der Kunstszene in Wien unterwegs. Dementsprechend wird das dann eigentlich auch kein Neuanfang, sondern ich lege den Fokus eher auf das, was mich antreibt.

Eli: Wie bist du zur Fotografie gekommen?

Daniel: Eine Freundin hatte mir, als ich ungefähr 15 Jahre alt war, ihre Kamera in die Hand gedrückt – und mich hat einfach die Haptik überzeugt. Danach habe ich mir sofort eine eigene Kamera gekauft. Als ich dann mit 16/17 in Taiwan auf der Schule war, habe ich mit dem Fotografieren auf einer analogen Kamera angefangen. Und das war eigentlich die Grundlage für alles danach. Mit 18 habe ich dann mehr und mehr fotografiert und dadurch neue Leute kennengelernt. Durch gewisse Zufälle, die sich aneinandergereiht haben, ergab sich dann immer mehr und dann habe ich das so nebenbei gemacht. Erst im Modebereich und jetzt eher in der bildenden Kunst.

 

Eli: Woher holst du dir deine Inspiration?

Daniel: Mich inspirieren die Menschen um mich herum.

 

In dem Haus von 1809 lebt Daniel mit 4 Mitbewohnern. Auch von diesen kann er sich Inspiration holen.

Daniel: Man lebt oft in seiner akademischen Blase und in meiner Wohnung herrscht das komplette Kontrastprogramm mit Menschen, mit denen ich sonst wahrscheinlich nicht zusammenkommen würde. Aber es sind super liebe Menschen. Und wir leben ganz normal zusammen. Es ist oftmals ganz anders, als man es auf Papier gedruckt liest. Es ist harmloser. Und für mich ist es eine interessante Erfahrung.

Eli: Gibt es Inspirationen bei Fotografen?

Daniel: So wie sich der eigene Stil finden muss, so haben auch die Idole gewechselt. Am Anfang wo ich noch wenig Fotografen persönlich kannte waren es eher Idole. In Taiwan habe ich damals eher Street Photography gemacht in schwarz-weiß und habe so auch das Land erkundet. Da war es dann definitiv Henri Cartier-Bresson, der für mich am interessantesten war. So wollte ich auch meine Fotografie machen.

Hier in München wurde es eher Peter Lindberg. Und heute würde ich wahrscheinlich Wolfgang Tillmans sagen, da ich auch sehr viel in der Techno-Szene unterwegs bin und auf Veranstaltungen fotografiere.

Und meine Ex-Freundin auf alle Fälle. Mit ihr bin ich immer noch sehr eng verbunden, ich würde sie auch als einer der wichtigsten Personen in meinem Leben bezeichnen. Sie ist Französin und arbeitet als freie Fotografin in Paris. Zusammen mit ihrer Schwester bildet sie ein Kollektiv – Rue-Novelle. Und sie hat mich auf alle Fälle sehr geprägt in meiner Fotografie.

 

Eli: Du hast fast 50.000 Follower auf Instagram, hebst dich aber stark von anderen ab mit dem was du postest. In welchem Zusammenhang steht Kunst für dich mit Instagram?

Daniel: Man muss Kunst anfassen können. Wenn du an eine Malerei herantrittst oder ein Bild auf eine große Leinwand druckst, siehst du genau die Strukturen. Auch das Licht spielt mit der Kunst. Es umgibt sie und verändert sie. Auf Instagram funktioniert das nicht. Du hast nur eine glatte Oberfläche.

Und es sind ja oftmals mehr Personenkulte als andere Sachen, die gut funktionieren. Also so ist es bei mir auch. Die Leute, dir mir folgen, tun dies zum Großteil wegen meiner Fotografie und meinen Ansichten. Ich habe zwar schon irgendwo meine Schritte in der Influencerwelt gemacht und damit auch Geld verdient, aber es fühlt sich noch alles sehr klein an. Aber man muss es entspannter sehen und mir schadet es auch nicht. Ich mach mir da keinen Kopf, wenn ein Bild mal nicht so ankommt.

 

Eli: Wie beurteilst du Fotografie bzw. Kunst auf Instagram?

Daniel: Sagen wir so, ich weiß welche Sachen darauf funktionieren und welche nicht. Dann ist auch noch ein gewisser Zufall durch den Algorithmus von Instagram, welche Sachen einem vorgeschlagen werden.

Instagram ist ja keine Kunstblase, sondern es sind sehr viele Menschen darauf und das in einem breiten Spektrum. Auf meinem Account sind es teilweise Handybilder, wo es quasi nur um mich geht, aber die einfach viel besser funktionieren als jegliche Fotokunst oder Fotografie, die ich zeige.

Eli: Viele Influencer verfolgen ja schon eine Art Strategie, wie sie welche Bilder in Szene setzen auf Instagram. Verfolgst du auch eine oder wie hast du es geschafft, so viele Follower zu haben?

Daniel: Ich kann es insofern nachvollziehen, weil ich mir ja schon Mühe gebe bei dem, was ich poste. Es fühlt sich aber immer noch privat an, obwohl ich jetzt kein Bild poste von meinem Essen oder wenn ich am Strand bin. Es sind alles Fotografien wo ich mit dran gearbeitet habe oder selbst gemacht habe – es ist mit einer anderen Art von Ästhetik verbunden.

Und ich habe schon auch ein großes Netzwerk durch mein Nachtleben. Mir folgen auch einige DJs, weil es anders ist, was wir machen. Und auch diese Verbindung aus Kunst und Musik.

Und das dritte ist die Mode. Weil die Mode, die ich trage, sehr anders ist. Vor allem hebt sie sich ab von München oder auch Deutschland generell. Das ist für Leute interessant, die einfach gerne was anderes sehen möchten. Ich bin auch nicht der verrückteste Account der Welt, aber ich bediene eine Nische. Und manche Leute finden eben genau das interessant und wollen diese Nische sehen.

 

Das Haus, in dem Daniel wohnt, könnte eine Sanierung vertragen – ohne ist es allerdings wesentlich charmanter. Daniels Zimmer ist nicht groß und doch stellt sich sofort der Eindruck ein, dass sich hier seine ganze Welt befindet. Durch die zwei Fenster fällt Sonnenlicht auf Fotos, Collagen, Gedichte, Kleidung, Fotoapparate, einen Ofen. Eine Schreibmaschine vergibt keine Fehler, man muss den Satz denken bevor er geschrieben wird. Deshalb benutzt Daniel für wichtige Gedanken das alte Gerät, das in Sichtweite seines MacBooks auf dem Boden steht.

Eli: Du hast bereits in vielen verschiedenen Städten gelebt. Welche haben dich am meisten geprägt?

Daniel: Ich denke England, Shanghai und Taiwan haben mich zu meiner Schulzeit sehr geprägt. In Asien habe ich angefangen zu fotografieren.

Eli: Gibt es für dich ein Heimatgefühl?

Daniel: Ich pendle zwischen München, Wien, Paris und Berlin. Aber daheim fühle ich mich eher in München. Hier habe ich mir ein Netzwerk aufgebaut. Vor allem durch das Nachtleben wurde München schon meine Heimat. In Berlin fühle ich mich einfach noch nicht so wohl, das hat eine komische Größe für mich. Jedoch bin ich in Wien mittlerweile genauso daheim wie in München. Dort habe ich einen sehr großen Freundeskreis. Und dadurch habe ich auch einiges an Projekten. Außerdem kommt man sich in Wien nicht so verloren vor wie zum Beispiel in Berlin.

 

Eli: Ist Wien Herzensangelegenheit?

Ich habe dort einen sehr guten Freund mit dem ich schon lange eine enge Freundschaft pflege. Er, Marc Henry, hat mir ein bisschen den Einstieg in die Wiener Kunstszene geebnet. Und deshalb möchte ich auch nach Wien und so eine „Wiener Zeit“ haben. Es ist aber vor allem die Freundschaft, die mich dahin treibt.

Eli: Bei dir geht es ja auch eher um eine Art Lebensform als Wohnform – wie du lebst und mit wem du lebst. Hast du auch einen Wohntraum?

Daniel: Definitiv in Paris später. Und Licht ist wahnsinnig wichtig für mich. Ich bin eher ein Freund von Altbauwohnungen oder auch sehr modernen Wohnungen. Ich würde lieber nur Beton haben. Einfach Dinge „roh“ lassen um das ganze minimalistischer zu gestalten.

 

 

Und das ist der Eindruck, der nach dem Gespräch bleibt: dass es Daniel Walcher gelingt, die schönen Seiten des Lebens zu sehen und danach zu leben. Vielen Dank für das Interview!

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