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She simply did it
Ein Gespräch mit Lisa Walther über ihre Firma "Simply Social".
She simply did it
Lisa Walther hat mit 26 Jahren das erreicht, wovon viele träumen: die eigene Chefin sein. Social Media Expertise, Networking Skills und vor allem jede Menge Drive tragen zu ihrem Erfolg bei. Lisa ist das Gegenteil von Stillstand. Und auch das neueste Projekt steht mittlerweile schon in den Startlöchern. Aber erst mal der Reihe nach.
Lisa ist vor kurzem erst aus Bali zurückgekommen und steckt noch voll im Jetlag. Trotzdem blitzen die Augen, wenn sie über ihre Projekte spricht. Was sie anpackt macht sie engagiert, akribisch und man hat den Eindruck, dass Hartnäckigkeit zu ihren Stärken gehört. Wir haben sie in ihrer Agentur „Simply Social“ besucht.
Eli : Wieso hast du den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt?
Lisa: Dadurch, dass meine Eltern auch selbstständig sind, war ich ja quasi immer in dieser Umgebung und kenne das auch von klein auf. Ich habe 2013 mit einem Kleingewerbe gestartet und habe das eine lange Zeit immer Nebenher gemacht. Im Bereich Marketing bin ich also schon seit knapp 7 Jahren tätig. Ich bin unglaublich gerne kreativ und sehr dankbar dafür, dass ich das in meiner täglichen Arbeit ausleben darf.
Viele Leute haben glaube ich einfach Angst davor etwas Neues zu probieren bzw. sich selbstständig zu machen. Aber ich dachte mir, das Schlimmste, was passieren kann ist, dass ich scheitere. Und dann kann ich mich immer noch für eine Festanstellung bewerben und arbeite wieder in einem Angestelltenverhältnis. Ich hatte ja keinerlei Investitionen am Anfang. Das heißt, wenn ich gefallen wäre, dann wäre ich nicht tief gefallen und vor allem nicht hier in Deutschland. Es ist wahrscheinlich oft die Angst vor der Angst, die uns daran hindert, neue Wege zu gehen und einfach mal etwas zu riskieren.
Eli: Was sind deine größten Stärken?
Lisa: Meine Eigenständigkeit. Das ist denke ich meine größte Stärke und mit der Grund für meine Selbstständigkeit. Und ich bin unglaublich stark vernetzt. Ich bin sehr früh, sehr viel in München weggegangen, ich lerne schnell und gerne neue Leute kennen und habe mir so über Jahre hinweg ein Netzwerk aufgebaut. Dadurch konnte ich mich wahrscheinlich überhaupt so schnell selbstständig machen, denn eigentlich war das Ganze eine Art Kurzschlussreaktion. Da habe ich nicht lange gefackelt und quasi über Nacht entschlossen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen – meinen alten Job gekündigt und bin dann einfach gesprungen.
Eli : Deinem privaten Instagram folgen ja knapp 9.000 Leute. Welche Rolle spielt das für dich?
Lisa: Instagram ist für mich wie ein digitales Tagebuch. Ich teile sehr gerne Momente, bin dabei aber super selbstkritisch. Ich trete sehr ungern mit meinem privaten Profil auf, wenn es um meinen Job und meine Arbeit geht. Ich möchte nicht, dass das miteinander vermischt wird.
So wie ich mich auf Instagram gebe, ist oft gestellt und inszeniert. Klar, man präsentiert sich ja von seiner besten Seite. Aber ich habe in den letzten Jahren damit angefangen, auch mal über ernstere Themen zu sprechen und bin teils selbst überrascht wie gut das dann ankommt. In der Social Media Welt, wo so viel gestellt ist, funktioniert echte Persönlichkeit und Authentizität am besten und das ist auch das, was der „normale“ User von nebenan sehen möchte, denn am Ende willst du dich damit selbst identifizieren können. Aber viele Dinge, mit denen ich mich privat beschäftige, teile ich bewusst nicht mit der Öffentlichkeit.
Eli: Deine Agentur betreut unter anderem Unternehmen bei Instagram und viele nutzen die Plattform um mit Markenbotschaftern zu werben. Wie stehst du zu dem ganzen Thema Influencer Marketing?
Lisa: Ich stehe dem Ganzen ehrlich gesagt etwas kritisch gegenüber. Der Markt ist mittlerweile stark gesättigt und wenn man als privater User durch den eigenen Feed scrollt, wird man oft nur so von Werbepostings erschlagen. Wenn ich auf Influencer-Marketing für meine Kunden setze, dann gehe ich strategisch und gezielt vor. Ich bin dahingehend aber auch überaus ehrlich und rate immer öfters davon ab. Man verspürt dahingehend langsam aber sicher einen Wandel und vielleicht wird diese ganze Blase auch irgendwann platzen.
„Simply Social“ findet man im Hinterhof eines schönen Altbaus in Schwabing. Eine umgebaute Atelier-Werkstatt, die jetzt ein modernes, gemütliches Büro ist. Die Bilder an der Wand, die sattgrünen Pflanzen überall im Raum – alles ist perfekt aufeinander abgestimmt.
Eli: Denkst du, das was du auf deinem Profil teilst, hat auch Auswirkungen auf deine Agentur?
Lisa: Nein absolut nicht! Ich als Privatperson repräsentiere ja nicht die Marken meiner Kunden. Meine Arbeit und die Leistung, die ich für andere Marken bzw. Firmen erbringe, werden ja nicht anhand meiner Followerzahl über mein privates Profil definiert. Das sind zwei Paar Schuhe und das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Mittlerweile hat doch so gut wie jeder Instagram. Menche von uns haben eben mehr, andere weniger Follower. Natürlich habe ich eine kleine Reichweite dort und es gibt Leute die verfolgen das, was ich tue. Dazu gehört auch meine berufliche Weiterentwicklung.
Und klar habe ich meine eigene Firma auf meinem privaten Kanal vermarktet, weil ich sie ja leite. Simply Social gehört zu mir, zu meinem Alltag und vor allem bin ich stolz darauf! So wurde ein jetziger Kunde von uns auf die Firma aufmerksam. Man sieht ja auf meinem privaten Profil, dass ich selbstständig bin und das ist auch kein Geheimnis, weil Simply Social dort bewusst verlinkt ist. Ich teile immer wieder Einblicke von Shootings, Videoproduktion oder generell vom Firmenalltag.
Eli: Ist Messbarkeit ein Thema?
Lisa: Ja, vor allem im Bereich Performance Marketing, also der Auslieferung von Werbeanzeigen auf Instagram, Facebook & Co – wo gezielt Geld eingesetzt wird, um Kampagnenziele wie die Conversion, Traffic oder Awareness zu optimieren, geht es natürlich um Zahlen bzw. um den Erfolg einer Werbeanzeige. Das ist 100% transparent und somit messbar. Und das ist was der Kunde will, denn am Ende geht es immer um Zahlen. Wir sind überzeugt davon, was wir im Bereich Performance Marketing leisten, deswegen lassen wir uns bei den meisten Kunden im Bereich Paid Social Media erfolgsbasiert vergüten. Für uns zählt nur ihr Erfolg und daran lassen wir uns messen und auch bezahlen.
Eli: Du hast dir ja schon einen guten Kundenkreis hier in München aufgebaut. Was sind für dich interessante Kunden?
Lisa: Alles wo ich mich selber reinfuchsen und damit identifizieren kann. Ich bin super interessiert und bilde mich gerne weiter. Deshalb sehe ich mir regelmäßig YouTube Vorträge zu den verschiedensten Themen an und bin überaus wissbegierig. Ich glaube viele wissen bzw. schätzen es gar nicht, was wir durch das Internet, für einen Wissenspool haben – der noch dazu nichts kostet und jedem mit einer Internetverbindung zur Verfügung steht. Egal ob wir uns dabei YouTube-Tutorials zum Thema Photoshop anschauen oder gezielt nach Informationen für die eigene Buchhaltung suchen. Wir können uns so viel selbst beibringen, wir müssen es nur nutzen.
Eli: Und welche Social-Media-Kanäle sind dabei für dich bzw. deine Kunden am wichtigsten?
Lisa: Speziell bei unseren Kunden ist Instagram definitiv der Key-Channel. Aber wir bespielen natürlich auch Facebook, aber hier hat die Reichweite in den letzten Jahren stark abgenommen. Man kann das aber nicht verallgemeinern, das ist von Kunde zu Kunde trotzdem unterschiedlich.
Und ich glaube, was in Deutschland noch richtig unterschätzt wird, ist Pinterest. Ich hoffe, dass Pinterest Marketing noch für viele Firmen interessant wird. Wir beschäftigen uns selber aktuell sehr intensiv damit. Jetzt kann man zusätzlich Ads schalten und wir testen das nächstes Jahr für einen unserer Kunden. Ich hole mir sehr viel Inspiration auf Pinterest. Ich habe wirklich Pinnwände für alles, sie funktionieren wie digitale Moodboards für mich. Ich lege für jeden Kunden meist eigene Pinnwände an, die ich dann für die Marketingstrategie berücksichtige.
Eli: Hast du Ängste?
Lisa: Existenzängste hat man natürlich. Klar! Jetzt ist es einfacher, weil wir mittlerweile mit einigen Kunden auch Jahresverträge haben. Das gibt Planungssicherheit. Das ist vor allem wichtig für unsere tägliche Arbeit und für neue kreative Ansätze. Existenzängste führen oft dazu, dass man sich selbst im Weg steht und dadurch blockiert man sich so ein bisschen. Aber ich habe natürlich mal Phasen, wo es mir nicht gut geht und ich Panik habe, vor allem, weil ich ein sehr emotionaler Mensch bin. Aber ich muss sagen, am Ende des Tages weiß ich, was ich leiste und was ich kann. Vielleicht glaube ich da auch ein bisschen an Schicksal. Bei mir hat sich bisher immer alles gefügt. Und wenn es das nicht mehr tut, dann ist es wahrscheinlich nicht mehr der richtige Weg für mich.
Eli: Mit Simply Social bist du jetzt fast ein Jahr selbstständig. Hattest du damals einen Businessplan?
Lisa: Nein, der war immer nur in meinem Kopf. Ich glaube man muss sich etwas von diesen Zwängen befreien, die einem die Gesellschaft vorgibt. Ich habe aber schon einmal einen Businessplan geschrieben, damals für ein Gastrounternehmen. Das musste ich damals tun, weil wir hier auch auf eine externe Finanzierung angewiesen waren. Da stand ich bereits einmal kurz vor der Selbstständigkeit. Das Ganze hieß bzw. heißt „Hey Oma, was gibt’s heute?“. Wir haben uns damals mit dem Thema Altersarmut beschäftigt und wollten Omas und Opas deren Leibspeisen kochen lassen und daraus ein Café machen. Es stand eigentlich alles, aber am Ende haben wir nicht die passende Location bekommen, die wir wollten. Und jeder der den Immobilen Markt in München kennt, weiß wovon ich rede – egal ob für Gewerbe oder privat. Und ich denke, da war einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt da. Das Projekt bzw. die Marke sind aber angemeldet und geschützt. Und wer weiß, vielleicht werden wir diesen Plan in der Zukunft auf nochmal verfolgen. Ich halte nach wie vor an dem Konzept und der Idee dahinter fest.
Eli: Spielt Geld für dich eine Rolle?
Lisa: Spielt es das nicht immer? Ich habe davor sehr gut verdient, vor allem für mein Alter. Aber Geld hat jetzt für mich eine andere Bedeutung, denn ich arbeite wirklich sehr hart dafür. Es geht aber nicht immer nur ums Geld. Ich habe den Luxus, jeden Morgen aufzustehen, um das zu tun was ich liebe und dafür bin sehr dankbar. Meine Prioritäten haben sich dahingehend auch einfach verändert. Geld alleine macht nicht glücklich, aber eine Arbeit, die dich zu 100% erfüllt tut es auf jeden Fall. Jeder Tag macht mir Spaß und gibt mir was. Da ist dann das Geld einfach eher zweitrangig. Du hast ganz andere Freiheiten. So kann ich theoretisch mit etwas Vorbereitungszeit von überall aus von der Welt arbeiten, solange ich eine Internet-Verbindung habe. Ich komme aber jeden Tag super gerne in mein Büro und arbeite dort mit meinem Team zusammen. Alleine könnte ich das alles gar nicht mehr handeln. Und mir war es sehr wichtig, dass wir uns hier wohl fühlen, denn ich liebe Einrichtungen und Interieur Design. Ich saß auch schon in Büros, wo ich mir dachte „Wie soll ich denn hier kreativ sein?“.