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Wohnen in einer alten Kirche: In ehemaligen Gotteshäusern zieht immer häufiger neues Leben ein.

In ehemaligen Gotteshäusern zieht immer häufiger neues Leben ein. Hunderte Gebäude werden in Deutschland mittlerweile nicht mehr für Gottesdienste genutzt und wurden bereits verkauft. Oft ist es jedoch nicht leicht, Käufer zu finden, weil viele von ihnen denkmalgeschützt sind und nur bedingt umgebaut werden dürfen.

Die Gesellschaft verändert sich

Die Trennung von Staat und Kirche fand in der Aufklärung statt. Die Säkularisierung der Gesellschaft folgte in den letzten Jahrzenten immer schneller. So waren im Jahr 1950 nur 3,6 % aller Deutschen konfessionslos. Im Jahr 1990 waren es 22,4 %, im Jahr 2017 bereits 38 %. Alleine in den vergangenen zehn Jahren sind fast fünf Millionen aus der evangelischen und der katholischen Kirche ausgetreten. Dieser krasse Mitgliederschwund christlicher Glaubensgemeinschaften führt zu Lücken in der Finanzierung der Gemeinden. Logisch, wer aus der Kirche austritt, zahlt auch keine Kirchensteuer. Und wenn die Mitglieder ausbleiben, gibt es im Umkehrschluss auch weniger Bedarf für sakrale Bauten. Nach dem Motto: Wenn das Dorf nicht in die Kirche geht, dann muss die Kirche aus dem Dorf.

Ein rasanter Markt

Der Soziologe Nico Nelissen schreibt in seinem Buch „Kirchen im Wandel“: „Die Säkularisierung der Gesellschaft hat viele Folgen, unter anderem den Leerstand, die Umnutzung und auch den Abriss von Kirchen. Die Umnutzung von Kirchen ist ein Phänomen aller Zeiten und Länder. Spezifisch für das aktuelle Phänomen der Kirchenumnutzung ist jedoch die Schnelligkeit, mit der sich dieser Prozess vollzieht.“ Ein Blick ins Ruhrbistum bestätigt das. Hier wurden seit 2005 insgesamt 102 Kirchen aufgegeben. Darunter gibt es noch über 20 Kirchen, für die man bislang keine Lösung gefunden hat. Denn der Verkauf und die Umnutzung von Kirchengebäude hat gewisse Einschränkungen.

Eine spezielle Immobilie

Einrichtungen aus dem Rotlichtmilieu oder Gotteshäuser nichtchristlicher Religionen sind bei entweihten Sakralbauten als Käufer kategorisch ausgeschlossen. Zudem besteht manchmal die Auflage, dass das Haus in eine Kirche zurückverwandelt werden kann, sofern wieder Bedarf entsteht. Eine Kletterhalle, wie in Mönchengladbach, ein Buchladen, wie in Maastricht, oder eine Galerie, wie in Berlin, durften aber beispielsweise einziehen. Wer also kein anspruchsvolles Bauvorhaben, den Denkmalschutz und eine besondere Wohnatmosphäre scheut: Wohnen in der Kirche ist in der Regel im Einverständnis mit den geistlichen Immobilienverkäufern.

Wohnen in der Kirche – Einige Beispiele

Die Luxusvariante

Kamin statt Altar, Lounge-Sofas statt Kirchenbänken, Küche statt Taufbecken. In Köln baute der Architekt Mathias Romm eine Hinterhofkirche zum Domizil mit 410 Quadratmetern Wohnfläche um. Das fünf Meter hohe Schiff wurde zur Wohnhalle, die Glasfassade blieb erhalten und die Betonträger des Sakralraums wurden in das Wohnhaus integriert.

Das Familienhaus

Die neuapostolische Kirche in Kettwig wurde im Februar 2010 aufgegeben und profaniert. Heute haben im ehemaligen Kirchenschiff bis zu 30 Gäste im Wohnzimmer Platz. Klavier und Kicker befinden sich dort, wo früher ein Altar stand. Ein Begegnungshaus war es und ist es geblieben. „Es ist ein menschenfreundliches Gebäude“, meint Manuela Stein. Der Wohnbereich bietet sich für Gesellschaften geradezu an. Bei Konzerten wurde schon die fantastische Akustik ausprobiert. Der WAZ nennt sie auf die Frage nach der schwersten Aufgabe, eine Kirche umzuinterpretieren: „Die richtige Balance zwischen Alt und Neu zu finden.“

Das Mehrgenerationenmodell

Hannah Strünck war 2013 die erste Mieterin in der ehemaligen Lukaskirche in Essen-Holsterhausen. Das Gebäude umfasst heute vier Etagen und 16 vermietete Wohnungen – die meisten mit angebautem Balkon. In der profanisierten Kirche, die zwei Jahre lang umgebaut wurde, wohnen mehrere Generationen unter einem Dach. Außerdem befindet sich neben drei Praxisräumen auch noch ein integrativer Waldorfkindergarten im Haus. Zum Westen sagt sie, sehr religiös sei sie nicht, aber in einer Kirche zu leben, sei etwas Besonderes: „Ich habe das Gefühl, hier gibt es positive Energie.“

Wo früher gebetet wurde, wird heute vielerorts gelebt. Wohnen in einer alten Kirche ist sicher nicht jedermanns Sache. Wer ernsthaft darüber nachdenkt, eine entweihte Immobilie zum Wohnraum umzudeuten, sich aber noch unsicher ist, dem ist zu empfehlen, es einfach mal auszuprobieren. Wie fühlt es sich an, in einem symbolischen, der Gottesfurchtdienendem Gebäude zu wohnen? Diese Erfahrung kann man zum Beispiel in der „Chapel on the Hill“ in der englischen Grafschaft Durham für ein paar Tage buchen.

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